Von Berlin nach Eberswalde: Unser Umzugs-Chaos ist bald beendet :-) - erfahre wie alteingesessene Mieter aus Berlin verdrängt werden...

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Liebe Blog-Besucher,

es ist (weitgehend) vollbracht. :-) Meine Frau Magdalena & ich haben das Schlimmste am Umzug ausgestanden und ich bitte um Nachsicht, dass ich jetzt gleich mehrere Wochen nicht dazu kam neue & spannende bzw. informative / Mehrwert-bietende Beiträge zu posten... so ein Umzug schlaucht ganz schön und nach über 20 Jahren (zum letzten Umzug) habe ich es ganz schön unterschätzt, zumal ja auch Heimstudio, Lehrbücher, Verkaufs-CDs etc. mit umgezogen sind, also quasi zwei Umzüge auf einmal - und wir sind immer noch beschäftigt mit Einrichtungsarbeiten, Behördenummeldungen etc. Die nächsten Musik-Posts kommen aber bald!



Erfahre wie alteingesessene Mieter in Berlin verdrängt werden

Laut Berliner Mieterverein erlebt die Stadt gerade die größte Eigenbedarfskündigungswelle, die es jemals gegeben hat! Da wirklich viele tausende Menschen dieses Schicksal ereilt, möchte ich als persönlich Betroffener hier mal ein paar Einblicke geben, zu welchen Mitteln & Tricks hier mitunter gegriffen wird, aber auch über den stark angespannten Wohnungsmarkt generell. Ein nicht zu unterschätzendes Thema, das einfach viele betrifft und Musiker insbesondere.

Bei uns ging es damit los, dass notwendige Reparaturen / Instandsetzungsarbeiten im Haus teils über Monate oder sogar Jahre verschleppt wurden. Da bekommt man als Mieter schnell den Eindruck, dass der Eigentümer / Vermieter einen loswerden möchte.

 

Konkret wurde das aber nie formuliert. Bis wir eines Tages die Hausverwaltung um eine Wohnungsgeberbestätigung (die wir zur Anmeldung eines familiären Pflegefalls und letztlich zur Aufnahme in die Krankenkasse benötigten) baten, da wir meinen geliebten, mittlerweile jedoch pflegebedürftigen 92-jährigen Schwiegervater zur häuslichen Pflege aufnehmen mussten. Laut Mieterverein eine reine Formsache, da dies Vermieter-seitig nur abgelehnt werden kann, wenn die Wohnung zu klein ist, was bei uns nicht annähernd zutraf. Statt der erhofften Wohnungsgeberbestätigung erhielten wir ein schroffes Anwaltsschreiben, indem unter anderem behauptet wurde, dass der Vater meiner Frau kein "naher Angehöriger" sei! Ferner wurden mir eine Reihe von Falschbehauptung unterstellt zur Nutzung der Wohnung auch um Musik zu machen. (Was nicht nur mein Beruf ist, sondern was ich auch VOR dem Einzug überhaupt zur Bedingung für die Anmietung gemacht hatte!) Zudem wurde uns mit diesem Schreiben die Kündigung angedroht, die dann kurze Zeit später auch erfolgte mit frei erfundenen Falschbehauptungen.

Natürlich gab uns die Richterin Recht, was die Aufnahme meines pflegebedürftgen Schwiegervaters anbelangte, aber von da an, war das Mietsverhältnis vollkommen angespannt und im Keller, zumal immer weitere frei erfundene absurde Behauptungen Vermieter-seitig aufgestellt wurden und weitere Gerichtsprozesse anhängig waren... von der Falschbehauptung ich würde angeblich eine Musikschule in der Wohnung betreiben, bis zu den Falschbehauptungen wir würden die Wohnung überwiegend gewerblich nutzen (da wurde sogar das Bezirksamt eingeschaltet - nach 17 Jahren! - und hat in der Überprüfung zu unseren Gunsten entscheiden, da auch dies frei erfunden war) bis zu wir würden angeblich ALLE Räume rein gewerblich nutzen usw. Mal abgesehen davon, dass so eine Behauptung ja die Frage aufwirft wo wir dann gewohnt hätten,  kannst du dir sicherlich vorstellen, dass dies alles kein Spaß ist, ewig viel Zeit und Nerven kostet - zum Teil musste ich alte Festplatten nach Schriftverkehr durchsuchen, um die zahlreichen Falschbehauptungen zu entkräften usw. - und einfach eine große psychische Belastung ist, zumal der Wohnungsmarkt derzeit so extrem angespannt ist und es vor allem für Musiker extrem schwer ist eine passende, bezahlbare Wohnung zu finden.

Hinzu kam bei uns ein wiederkehrender Rattenbefall (wobei meine Frau eine Rattenphopie hat und ich aufgrund meines Asthmas und des Entfernens vom Rattenkot im Keller - der Eigentümer machte diesbezüglich nichts! - wirklich schlimme Asthmaa-Anfälle - zum Teil mit Atemnot etc. hatte) und andere Beeinträchtigungen (so musste ich 4 Jahre um die Außen-Erneuerung der Fenster streiten und erst als bereits Regenwasser eindrang und ich daraufhin die Miete nur noch unter Vorbehalt zahlte, kam Bewegung in die Sache...), sodass wir irgendwann nach 3 Jahren Rechtsstreitereien das Handtuch geworfen haben und uns auf einen gerichtlichen Vergleich mit einer geringen Abfindungssumme einließen. Der Mieterverein bezeichnet dieses Vorgehen - siehe unten stehender Artikel - als Zermürbungstaktik, die leider vielfach in Berlin angewandt wird, da nur alte Mietverträge mit langen Laufzeiten die Mieter vor zum Teil horrenden Mieten schützen. Ohne Mieterverein hätten wir das keine 3 Monate durchgestanden. Daher kann ich jedem Mieter - vor allem in Berlin - die Mitgliedschaft im Mieterverein nur ans Herz legen.

Heute kam von unserem Anwalt noch ein Schreiben, dass der Vermieter sich nun weigert die gerichtlich vereinbarte - ohnehin eher bescheidene - Abfindungssumme zu zahlen. Er fordert nun sogar Geld von uns... Mit anderen Worten: Trotz Auszug / Räumung inkl. der anstrengenden Wohnungssuche / Umzug etc., geht der Stress für uns weiter. Und wir sind nicht allein! Fälle wie den unseren gibt's laut Mieterverein tausende. Unser Anwalt hält die meisten "Eigenbedarfskündigungen" zudem für vorgetäuscht...

 

Dazu hier noch ein interessanter Artikel der Berliner Zeitung. Zitat: "Der Mieterverein kritisiert die Bundesregierung, weil sie im Entwurf für ein neues Mietrecht erneut auf eine Verbesserung des Kündigungsschutzes verzichtet habe." (gemeint ist die Regierung von 2018, da der Artikel vom Juli 2018 stammt)

 

Konkret bedeutet dies laut unserem Anwalt, der uns gegen unseren Vermieter vor Gericht vertreten hat: Der Eigenbedarf kann auch für einen Freund oder Bekannten des Eigentümers geltend gemacht werden. Dies bedeutet insbesondere, dass sich da ganze Eigenbedarfskündigungs-Reihen ergeben können, denn wenn ein Eigentümer mit seiner Eigenbedarfskündigung oder Räumungsklage nicht durchkommen sollte vor Gericht, kann das "Kündigungskarussell" trotzdem munter weiter gehen mit weiteren Kündigungen, die man für Dritte beansprucht.

Zum Thema ein weiterer Artikel des Berliner Mietervereins:

 

Zitat: "Verdrängt: Wie Mieter zum Auszug genötigt werden - Verdrängung ist in Berlin Alltag geworden

In Berlin herrscht Goldgräberstimmung bei den Vermietern. Die Immobilienpreise steigen an, die Mieten schießen in die Höhe – der Druck auf die Mieter nimmt zu. Bezahlen oder verschwinden – so lautet die Devise. Wie Mieter verdrängt werden, zeigt sich nicht nur in den krassen Fällen, in denen Fenster zugemauert oder vorsätzlich Wasserschäden verursacht werden. Verdrängung ist in Berlin Alltag geworden. In die Rechtsberatung des Berliner Mietervereins kommen immer mehr Mieter, die ihr Vermieter ganz offenkundig aus dem Haus haben will. Dabei ist jedes Mittel recht: juristische Winkelzüge, die klassische Zermürbungstaktik oder die Preisschraube – manchmal umgesetzt mit erschreckender Skrupellosigkeit."

 

Anmerkung: Auch uns wollte der Eigentümer / Vermieter ganz offenkundig aus dem Haus haben, was zu allerlei (frei erfundenen) Falschbehauptungen führte und zu zahlreichen zeitlichen Verschleppungen von notwendigen Instandhaltungsarbeiten.

Abschließend hier noch ein weiterer Artikel darüber wie ungünstig (aus Mietersicht ) sich der Wohnungsmarkt in Berlin entwickelt hat. Erschreckend dabei: Eine relativ aktuelle Studie besagt, dass sich jeder dritte Berliner Haushalt die Miete nicht leisten kann.

 

Zitat: "in Drittel der Berliner Haushalte kann sich die von Eigentümern geforderte Miete nicht leisten. Das ergab eine am Dienstag vorgestellte Studie des Berliner Mietervereins „Mietbelastung in Berlin: Welche Miete können sich Berliner Haushalte leisten?“. Demnach können sich diese Haushalte nicht aus eigener Kraft versorgen, sind auf staatliche Zuschüsse angewiesen und zahlen durchschnittlich 45 Prozent ihres Einkommens für die Bruttokaltmiete, so das Ergebnis der Studie. Besonders betroffen sind demnach kleine und große Haushalte."

 

 Wir haben jedenfalls erstmal den  Berliner Wohnungsmarkt (der laut eines Radiobeitrags bereits im Schnitt 650.- € für ein WG-Zimmer aufruft) den Rücken gekehrt und sind nach Eberswalde im Norden von Berlin gezogen, wo wir jetzt eine gute Naherholungsumgebung haben, z.B. den wunderschönen Werbellin See. :-)

 

Weitere Blog-Beiträge - wieder mehrheitlich zu Musikthemen mit vielen Infos & Tipps, kostenfreien Downloads etc. in Kürze!

 

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